Dozent/innen und Absolvent/innen stellen sich vor

Autor(in): 
Master School Drehbuch

GUNTHER ESCHKE

Gunther Eschke ist diplomierter Film- und Fernsehdramaturg. Als Serienexperte war er an vielen Erfolgsformaten beteiligt – darunter Danni Lowinski (SAT.1) genauso wie aktuell Praxis mit Meerblick (ARD Degeto). Er hat zudem zahlreiche TV-Filme dramaturgisch betreut, so z.B. POLIZEIRUF 110 (ARD), GEGEN DIE ANGST (ZDF) und ELLAS ENTSCHEIDUNG (ZDF). Gunther Eschke ist Autor des Standardwerks Bleiben Sie dran! Dramaturgie von TV-Serien. (zus. mit Rudolf Bohne). An der MSD ist er regelmäßig mit dem Wochenendseminar Erfolgreiche TV-Serien vertreten. Seine Erfahrungen mit Einzelfilmen fließen ein in das DREHBUCH.lab, das er bei uns gemeinsam mit Sabine Pochhammer leitet.

Du hast Dein Studium als Diplom Film- und Fernsehdramaturg abgeschlossen. War das für Dich von Anfang an ein Traumberuf?

Bis zum Abitur wusste ich gar nicht, dass es diesen Beruf gibt. Als ich 1989 zum Germanistik-Studium nach West-Berlin kam, fiel kurz danach die Mauer. Und damit eröffnete sich für mich die Möglichkeit, an der Filmhochschule in Potsdam Babelsberg „Drehbuchschreiben/Dramaturgie“ zu studieren: Drehbuchautor, Dramaturg, Redakteur. Alles „Traumberufe“ – so wie man vom Fall der Mauer bis dato auch nur träumen konnte.

Was hat sich an dramaturgischer Arbeit, insbesondere durch das Aufkommen von Streamingdiensten, in den letzten Jahren verändert?

Im Serienbereich sehr viel! Bis vor wenigen Jahren waren rein horizontale Serien die absolute Ausnahme, von Soaps einmal abgesehen. Durch das Binge Watching im Netz ist es nun möglich, komplexe Handlungen en bloc zu verfolgen. Zudem produzieren die Streamingdienste nun auch deutsche Eigenproduktionen wie z.B. BABYLON BERLIN (SKY & ARD) oder WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (AMAZON PRIME). Das sind tolle neue Möglichkeiten für Autor*innen, Dramaturg*innen und Produzent*innen, vor allem qualitativ. Figuren dürfen ambivalenter sein, Strukturen komplexer, Erzählweisen origineller. Und da die Streamingdienste jetzt auch Spielfilme und Dokumentationen in Deutschland produzieren, wird sich auch in diesen Formaten einiges tun.

Gibt es eine erste Frage, mit der Du an einen Filmstoff oder ein Serienkonzept herantrittst? 

Jeder Stoff ist zwar anders, aber eine Frage drängt sich mir meistens gleich auf: Gibt es einen originellen Aspekt im Stoff, der mich (und damit hoffentlich auch das Publikum) sofort anspricht? Das heißt nicht, dass jede Grundidee revolutionär neu sein muss (das wäre auch kaum machbar). Das Besondere kann auch in einer Figur, in der Thematik oder in der Erzählweise liegen. Ich rate also jedem/r Autor*in bzw. Creative Producer*in, sich schon am Anfang des kreativen Prozesses diese Frage zu stellen: Warum und wodurch wird sich das Publikum für meine Geschichte interessieren?

Was macht Dir an Deiner Arbeit am meisten Freude?

Die konstruktive Teamarbeit. Autor*in, Produzent*in, Redaktion und später auch Regie und Schauspiel – alles Kreative mit unterschiedlichen Blickwinkeln, mit denen man als Dramaturg kommuniziert. Das haben wir in unserem Beruf den reinen Autor*innen voraus, die den größten Teil ihrer Arbeit allein am Schreibtisch sitzen. Im Serienbereich sind allerdings Writers’ Rooms auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Eine schöne, bereichernde Entwicklung vor allem für Autor*innen.

Seit vielen Jahren bist Du auch Dozent an der Master School Drehbuch. Auf welche Haltung legst Du bei Deinen Kursen z.B. beim DREHBUCH.lab besonderen Wert?

Als Dramaturg bin ich Navigator im Prozess der Stoffentwicklung. Dabei ist emotionale Nähe zum Stoff und seinem Schöpfer genauso wichtig wie kritische Distanz. Neben der Vermittlung der dramaturgischen Theorie ist das auch meine Haltung als Dozent bzw. Betreuer der Stoffentwicklung z.B. in unserem DREHBUCH.lab. Dort geben alle Teilnehmer*innen Feedback zu allen Stoffen – und lernen dabei, wie wichtig gegenseitige Wertschätzung ist.

Hast Du einen ultimativen Tipp für alle Newcomer zum Einstieg in die Branche?

Networking! Dass es einen fairen Wettstreit der Ideen gibt, ist leider eine Illusion. Einsteiger müssen Klinken putzen, telefonisch penetrant nachhaken, sich bekannt machen – und dann natürlich handwerklich überzeugen. Sehr introvertierte Kreative sollten vielleicht eher Gedichte schreiben (was freilich nicht abschätzig gemeint ist).

 

KORDULA MARISA HILDEBRANDT

Während Kordula Marisa Hildebrandt 2014 an unserer Ausbildung zum/r Autor/in für Film & TV teilnahm, gründete sie mit HILDEBRANDT FILM GmbH ihre eigene Firma und brachte als Autorin, Regisseurin und Produzentin die Dokumentarfilme SPIRIT BERLIN (derweil Netflix) und TANGO PASIÓN (derweil Sky) heraus. Inzwischen hat sie sich längst auch im Fiction-Bereich etabliert und war auf zahlreichen Festivals vertreten z.B. mit LUCA TANZT LEISE (2016), EIN WEG (2017) oder ELLA UND NELL (2018). U.a. ist sie Mentorin beim Deutschen Kulturrat und stellvertretendes Jurymitglied der Hessischen Filmförderung.

Du hast Dich mit ganz verschiedenen Gewerken befasst – Marketing, Drehbuch, Regie. Erzähl uns, warum Du dann Produzentin geworden bist. 

Bereits von Anfang an bin ich mit mehreren Standbeinen aufgetreten: Film, Marketing, Regie, Produktion. Doch Filmproduzentin zu werden, das hörte sich 2010, als ich mit den Dreharbeiten zu meinem ersten Kinofilm begann, völlig fremd an. Dass ich schon mitten beim Produzieren war, hatte ich gar nicht so auf dem Schirm. Da war einfach Arbeit auf dem Tisch und das finanzielle Risiko musste halt jemand übernehmen. Das Verständnis für die Branche, das kam erst viel später – nach vielen Ausbildungen, und weiteren Filmen. Der Schock, dass man vom Produzieren fürs Kino allein kaum finanziell über die Runden kommt – der kam dann auch viel später.
Mit meinem Lebenspartner Marco Nieschka zusammen decken wir inzwischen auch die komplette Postproduktion ab und gründeten die Edition HILDEBRANDT FILM ROBA Music.

Woran arbeitest Du gerade? Und hattest bzw. hast Du dabei Einbrüche durch die Corona-Pandemie?

Durch den Lockdown war uns die Möglichkeit genommen, in die Akquise zu gehen. Also geeignete Partner für die Projekte zu finden und die Filmvorhaben den Senderpartnern vorzustellen. So ist alles jetzt um circa ein Jahr nach hinten geschoben. Wir konnten uns Zeit nehmen, neue Ideen zu Projekten zu formen, für dokumentarische und fiktionale Formate. Wir freuen uns, endlich loszulegen!

Was macht Dir an Deiner Arbeit am meisten Freude?

Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, das Streben nach Meisterschaft. Das sind wohl eher so die inneren Themen. Und die Welt zu einem besseren Ort zu machen – das ist vielleicht jetzt nicht mein Hauptziel, darf aber gerne passieren. Ich bin also der Kunst verfallen. Und als Generalistin: Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann setze ich das auch um.

Wie wichtig ist Dir als Produzentin die Drehbucharbeit und worauf legst Du dabei besonderen Wert?

Auf dem neuesten Stand zu sein ist mir sehr wichtig: Was gerade produziert wird und wie es ankommt. Was die Industrie zu bieten hat z.B. mit unterstützenden Tools, wie etwa KI-Analyse oder neuester Software für die Story- und Figuren-Entwicklung. Wenn ich mit Autor*innen arbeite, gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Ich präferiere nicht den First Draft zu erhalten, sondern das von den Autoren zu 100 Prozent entwickelte Drehbuch. Dann hat man eine Grundlage. Das ist so, als wenn ich zu einer Rohschnittabnahme einen Feinschnitt mitbringe. Und für die letzten Kilometer, falls notwendig, gebe ich den Autoren gerne eine sehr gute dramaturgische Beratung an die Hand.

Was hat Dir die Ausbildung an der Master School Drehbuch für Deine heutige Tätigkeit gebracht?

Die Ausbildung an der Master School Drehbuch hat mir geholfen, das Drehbuchschreiben als ein Handwerk zu begreifen, das man lernen kann. Nach dem Motto: Wenn andere das können, warum sollte ich das dann nicht auch können. Wir haben uns auch mit Grandmastern befasst – also Hollywood. Und den deutschen Markt analysiert; deutsche Drehbücher gelesen und Ausschnitte aus deutschen Produktionen gesehen. Es sickerte das Genderbewusstsein durch und der Weg für die neuen Erzählweisen wurde eingeschlagen.

Hast Du einen ultimativen Tipp für alle Newcomer zum Einstieg in die Branche?

No Film School https://nofilmschool.com/
The Studio Binder https://www.studiobinder.com/blog/
Beemgee https://www.beemgee.com
Script Hop https://www.scripthop.com/