Dr. Rüdiger Hillmer arbeitet seit 1995 als Dramaturg. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist der Kinderfilm. Er war Berater von preisgekrönten Filmen wie AUF AUGENHÖHE, DIE DREI !!! und MISSION ULJA FUNK.
Rüdiger Hillmer war außerdem Vorsitzender von VeDRA, dem Verband für Film- und Fernsehdramaturgie (2007-2014), Mitglied der BKM-Jury für den deutschen Drehbuchpreis (2011-2017) u.v.m. Er unterrichtete viele Jahre an der Akademie für Kindermedien, aktuell an der Filmuniversität Babelsberg u.a. Institutionen. Rüdiger Hillmer lebt in Detmold in Nordrhein-Westfalen.
Du leitest seit über 10 Jahren unsere Level-Kurse. Was ist das Besondere an diesem Programm?
Vor allem zwei Aspekte sind für die Teilnehmer*innen immer wichtig gewesen: Weil es sich um Online-Kurse handelt, ist es besonders einfach, sie in den normalen Alltag zu integrieren. Egal, wo du bist. Wir hatten Teilnehmer*innen, die ein Sabbatical in den USA verbracht haben, oder mit einem Ärzte-Team in Kenia waren. Oder sie leben in einer Kleinstadt in Deutschland.
Der zweite Aspekt besteht in der Kombination von dramaturgischen Lehrinhalten und der Arbeit an einer eigenen Stoffidee. Reine Video-Tutorials können nicht leisten, dass in der Gruppe über alle Stoffe diskutiert wird und es individuelle Kommentare von mir zu jedem Stoff gibt. Hier werden alle Stoffe vis-a-vis besprochen und das Gelernte gemeinsam angewandt.
Welche Dramaturgie wird in den Kursen gelehrt? Gibt es ein Modell oder eine Theorie an der Du Dich orientierst?
Die Online-Kurse sind modular aufgebaut und damit niederschwellig auch für Teilnehmer*innen geeignet, die sich bisher noch nie mit dem Schreiben von Geschichten für Film oder Fernsehen beschäftigt haben. Modular ist es dann insofern, dass erfahrenere Teilnehmende nicht unbedingt bei Level A einsteigen müssen. Damit das funktioniert orientieren wir uns gerade im Level A erst einmal an einem Modell, das auch in der professionellen Arbeit weit verbreitet ist: Für die Charakterisierung der Figuren beschäftigen wir uns zunächst mit Begriffen wie „Ziel“ und „Bedürfnis“, bei der Handlung geht es um die 3-Akt-Struktur. In den folgenden Levels differenzieren wir das weiter aus und lernen auch andere dramaturgische Herangehensweisen kennen.
Bringen Online-Kurse besondere Herausforderungen mit sich?
Im Prinzip sehe ich die Vorteile der Online-Kurse vor allem darin, dass man sich sehr flexibel selbst organisieren kann. Es gibt einen festen Termin in der Woche: Das ist der Video-Chat. Alles andere kann im Verlauf des Kurses völlig frei gestaltet werden. Die Herausforderung besteht darin, sich selbst zu organisieren. Das ist also eigentlich wie bei allen aus eigener Initiative gestarteten Aktivitäten.
Was für Menschen nehmen an der MSD Online teil und was erwarten sie?
Das Schöne an den Online-Kursen der Master School Drehbuch ist die Vielfalt derjenigen, die daran teilnehmen. Das ist auch für mich immer wieder eine Überraschung. Die Mischung ist jedes Mal anders. Und damit sind auch die Erwartungen an den Kurs recht unterschiedlich. Das Tolle ist, dass es durch die Flexibilität des modularen Aufbaus auch möglich ist, dem gerecht zu werden.
Hast Du eine erste Frage, mit der Du an die Stoffe der Teilnehmer:innen herantrittst?
Eigentlich nicht. Was ich gerade über die Vielfalt bei den Teilnehmenden gesagt habe, erfordert zunächst einmal eine große Offenheit für alles, was da so an Ideen und Geschichten kommen kann. Vielleicht ist es deshalb keine Frage, mit der ich starte, sondern: Neugier. Und auch das ist eine Erfahrung aus den vielen Jahren, in denen ich diese Kurse nun betreue: Mit dieser Offenheit und Neugier gehen fast immer auch alle anderen Teilnehmer*innen auf die Stoffe der anderen im Kurs zu. Das macht die gemeinsame Diskussion darüber so fruchtbar. Daraus entsteht ganz viel. Und es ist eine große Freude, diesen Prozess moderierend begleiten zu dürfen.