Dozent:innen und Absolvent:innen stellen sich vor

Autor(in): 
Master School Drehbuch

VERA ZIMMERMANN

Vera Zimmermann ist künstlerisch auf vielen Ebenen aktiv: Mit Kurzfilmen wie SHOPPING TOUR und SCHWEBELEBEN gewann sie zahlreiche Preise. Sie kreiert Grafiken und fotografiert (Grafikdesignerin). Mit ihrer Firma ZEITLOOPS gestaltet sie öffentliche Räume wie Unternehmen und Krankenhäuser. Mit dem FATUM-PROJEKT war sie Stipendiatin des Bayerischen Staatsministeriums. 2021/22 nahm sie am SERIEN.lab der Master School Drehbuch teil. 2023 erhielt sie Stoffentwicklungsförderung des FFF Bayern für ihr Serienprojekt TOYZ. Vera Zimmermann lebt und arbeitet in Würzburg.

Du gestaltest Räume, schreibst Gedichte, machst Videokunst und vieles mehr. Welchen Stellenwert hat für Dich dabei das Drehbuchschreiben?

Ich drücke meine Ideen und Gedanken gerne in verschiedenen Medien aus. Tatsächlich ist für mich das Drehbuchschreiben aber immer wichtiger geworden. Hier kann ich Geschichten und Themen, die mich bewegen, im Kopf in Bilder umsetzen, Charaktere zum Leben erwecken und hinter die Fassade schauen. Aber vor allem kann ich dank des Serienformates wie bei einem Roman vielschichtig erzählen. Das ist immer wieder faszinierend und macht mir einfach Spaß. Und natürlich hat man die Hoffnung, dass das, was man sich da ausgedacht hat, auch zum filmischen Leben erweckt wird.

2021/2022 hast Du am SERIEN.lab teilgenommen. Was hat Dich daran besonders geprägt und hilft Dir bis heute?

Für das SERIEN.lab habe ich mich in der Hoffnung beworben, einen Stoff mal wirklich von vorne bis hinten konsequent durchzudenken. Und das ging für mich auf. Dank der Zweiteilung des Seminars habe ich bei Heiko einen eigenen Serien-Stoff weiterentwickelt, den ich am Schluss vor Fachpublikum pitchen konnte. Daraus haben sich dann erste Gespräche und Kontakte mit ProduzentInnen ergeben.
In Olivers Writers Room haben wir zu siebt eine bestehende Serie „fiktiv“ fortgesetzt. Hier haben wir gelernt, gemeinsam eine Staffel zu entwickeln, uns gegenseitig zu unterstützen und Ideen zuzuspielen. Am Ende hat jeder ein Drehbuch für eine Folge geschrieben, das man als Arbeitsbeispiel nutzen kann. Die Kontakte aus dem SERIEN.lab bestehen zum Teil noch heute und wir unterstützen uns immer noch gegenseitig bei unseren Stoffen. Und vor allem hat mich das SERIEN.Lab bestätigt, weiterzuschreiben.

An welchen Moment im SERIEN.lab erinnerst Du Dich besonders?

Wir waren ja ein teils noch Corona-geschädigter Jahrgang. Aber wir haben das Beste daraus gemacht. Wir haben uns oft unter der Woche zum Plotten per Zoom verabredet und sind so trotz räumlicher Trennung richtig zusammengewachsen. Als dann das Miro-Board mit allen Handlungssträngen und Plotlines gefüllt war und irgendwie alles aufging, war das schon ein besonderer Moment. Natürlich war auch das Pitchen vor dem Fachpublikum sehr aufregend.

Wieviel an Deinem Schreiben ist Handwerk, wieviel ist Kunst und wie bringst Du beides zusammen?

Zunächst beschäftigt mich ein Thema, das mich nicht mehr loslässt und mich fasziniert. Dann recherchiere ich, versuche Leute zu treffen, die damit zu tun haben, und schreibe alles, was mir dazu einfällt und begegnet zusammen. Das läuft erst mal sehr assoziativ und am Ende ist da gerne mal ein unüberschaubarer Textkörper, den ich schnell mal so rausgeschrieben habe. Das Handwerk besteht dann darin, die Ideen zu strukturieren, zu einer Einheit zu gestalten und wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Wenn dann alles irgendwie logisch Sinn ergibt und nicht erzwungen und dem Zufall überlassen ist, ist für mich das Handwerk in Kunst aufgegangen. – Und dann habe ich tatsächlich im SERIEN.lab eine Serie über den Kunstmarkt entwickelt.

Woran arbeitest Du gerade? Mit welchen Schwierigkeiten kämpfst Du dabei und was macht trotzdem Freude?

Im Moment arbeite ich an einem neuen Serienstoff. Hier bin ich mit einer Produktionsfirma im Gespräch. Meine Serie TOYZ, bei der es um vier junge Frauen geht, die sich in der männerdominierten Graffiti-Szene einen Namen machen, wartet auf einen Sender oder Streamer und ich habe meine Serie KUNST & LEBEN noch mal überarbeitet.
Schwierig finde ich die momentane Marktsituation für Serien. Ich habe das Gefühl, dass gerade der Mut für neue, innovative Stoffe bei den Sendern und Streamern etwas verloren gegangen ist. Dabei bleiben viele spannende Geschichten auf der Strecke, die auch großes Potential haben, viele Menschen zu erreichen, weil sie trotz spitzer Zielgruppe universale Themen erzählen.
Mir geht es darum, inhaltlich relevante Geschichten schreiben und neue Welten entdecken zu können – ohne Schere im Kopf.

Was wünscht Du Dir für Deine berufliche Zukunft?

Das ergibt sich aus der letzten Frage: Dass die Sender und Streamer wieder mutiger sind, neue Stoffe zu entdecken, sich auf innovative Erzählformen einzulassen, Risiken einzugehen und nicht nur auf Altbewährtes zu setzen. Das gilt nicht nur für die Stoffe, sondern vor allem auch für sogenannte Quereinsteiger:innen wie mich.

 

HEIKO MARTENS | OLIVER SCHÜTTE

Heiko Martens und Oliver Schütte leiten gemeinsam seit 2019 das SERIEN.lab an der MSD. Heiko Martens ist außerdem Mentor der Gruppe Film an der Akademie für Kindermedien und Dozent an der Filmuniversität Babelsberg. Neben Film und TV-Projekten schreibt er auch Hörspielserien und Games. Oliver Schütte arbeitet seit 1987 als Drehbuchautor, Dramaturg und Publizist. Die Master School Drehbuch gründete er 1995 und leitete sie bis 2008. Aktuell beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten von KI beim Erzählen von Geschichten u.a. in seinem neuesten Buch ZUKUNFT SCHREIBEN.

Was ist das Besondere am SERIEN.lab?

OS: Mit unserem dualen Konzept bieten wir eine einzigartige Gelegenheit. Zum einen enthält das Lab eine Schreibwerkstatt zur Ausarbeitung der eigenen Serienidee zu einer marktfähigen Bibel. Zum anderen geht es darum, sich auf die Arbeit in einem Writers' Room vorzubereiten. Hier gilt es basierend auf einer bestehenden Grundprämisse eine ganze Serienstaffel zu entwickeln.
HM: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten am Ende nicht nur ein ausgearbeitetes Konzept, sondern auch das fertige Drehbuch einer Serienfolge als professionelle Arbeitsprobe, die sie potenziellen Auftraggebern vorlegen können.

Für welche Menschen ist das SERIEN.lab geeignet?

OS: Für alle, die Lust haben zu schreiben und ihre Geschichten länger als nur 90 Minuten erzählen wollen.
HM: Das SERIEN.lab spricht sowohl Quereinsteiger wie auch professionelle Autor:innen und Medienschaffende an, die sich für den Bereich des komplexen Erzählens und Arbeitens in seriellen Formaten weiterbilden wollen. Engagement in der Stoffentwicklung für sich und für andere sowie die Fähigkeit zur unbedingten Teamarbeit sind absolut erwünscht.

Heiko, beschreib einmal Oliver. Oliver, beschreib einmal Heiko. Was zeichnet den jeweils anderen als SERIEN.lab-Dozenten aus?

HM: Oliver blickt auf Jahrzehnte im deutschsprachigen Erzählen zurück – sowohl als Autor wie auch als Dozent. Dabei verknüpft er seine Erfahrungen aus der Praxis mit den hohen Ansprüchen seiner theoretischen Expertise. Als Dramaturg für viele erfolgreiche Formate – sei es Film, Serie, Buch – und seiner konkreten Arbeit an vielen Wirkungsstätten bringt er eine umfassende Kenntnis des Medienmarktes mit.
OS: Seit acht Jahren leiten Heiko und ich das Serien.lab gemeinsam. Heiko widmet den Stoffen sowie den Autorinnen und Autoren seine ungeteilte Aufmerksamkeit und Hingabe. Die Ruhe und Gelassenheit, die er ausstrahlt, spiegelt sich in der konzentrierten Arbeitsatmosphäre wider. Mit seiner empathischen Art schafft er einen inspirierenden Raum, in dem kreatives Schreiben nachhaltig gedeihen kann.

Oliver, Du bist auch Experte für den Einsatz von KI in der Stoffentwicklung. Spielt KI auch im Writers‘ Room des SERIEN.lab eine Rolle? Oder gerade nicht?

OS: Natürlich gehen wir mit der Zeit und bereiten die Teilnehmer:innen auf die Praxis vor und das bedeutet, dass wir uns nicht hinsetzen und einen Prompt eingeben, und dann haben wir zehn Minuten später die fertige Serie. Wir nutzen die KI als Tool und setzen sie da ein, wo sie ihre Stärken ausspielen kann: Kreative dabei unterstützen, sich schnell und effektiv den Figuren zu nähern und auch einmal Dinge auszuprobieren. Wir nutzen sie als Hilfsmittel für die eigene kreative Arbeit.

Heiko, Du arbeitest auch mit Playmobil-Figuren. Warum kommen diese bei der Stoffentwicklung zum Einsatz – und wie ist Dein Vorgehen bei der Begleitung der Serienentwicklungen insgesamt?

HM: Es gibt für mich eine Reihe von Ankerpunkten bei der Stofffindung: Neben dem erzählerischen Bedürfnis der Autor:innen und der Verwirklichbarkeit des Projekts ist dies die intrinsische Rechtfertigung des Stoffes aus sich heraus. Ich nutze u.a. Playmobil, um das Figuren-Ensemble einer Geschichte in seiner systemischen Aufstellung zu erfassen und hieraus Motivationen, Konfliktlinien, Initiationspotentiale und komplexe Emotionen plastisch greifbar zu machen. Unabhängig davon: Es macht im Rahmen eines kreativen Prozesses auch ziemlich viel Spaß, ein wenig herumzuspielen. Schöner Nebeneffekt.

Welches Ziel wollt Ihr gemeinsam mit den Teilnehmer:innen am Ende des Labs im April 2025 erreicht haben?

HM: Wir arbeiten im SERIEN.lab in gleichem Maße prozess- wie ergebnisorientiert. Das heißt vor allem, dass die Autor:innen am Ende ihr eigenes Konzept zu einer marktüblichen Serienbibel ausgearbeitet haben – auf dem Weg dorthin aber gleichzeitig alle Mechanismen, Werkzeuge und „Soft Skills“ erlernen, die es braucht, um in den diversifizierten Arbeitskontexten der modernen Serienwelt gut zurecht zu kommen.
OS: Wir wollen die Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon bald im Vorspann einer Serie lesen. Sei es als Creator, Headautor oder als Teil eines Writers’ Rooms.